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Grundlagen der Welpenerziehung

Tipps für das spielerische Training von ersten Kommandos und zum Alleinbleiben

Ein Welpe macht in den ersten zwölf bis achtzehn Monaten seines Lebens eine unglaubliche Entwicklung durch, für die wir Menschen zwei Jahrzehnte benötigen: von der Geburt über die Kindheit zur Pubertät, bis hin zur Geschlechtsreife und dem Erwachsensein. Wichtig ist, dass der Mensch seine Erziehung, die Art, wie er mit dem Hund umgeht und das, was er von seinem Hund verlangt den verschiedenen Entwicklungsstadien anpasst, damit ein vertrauensvoller, offener Hund aus ihm wird.
Wenn dein neuer Bewohner ins Haus kommt, denke bitte daran, dass er nun in ganz kurzer Zeit sehr viel Neues verdauen muss. Er hat sein gewohntes Umfeld, seine Geschwister und seine alte Familie nicht mehr um sich, und muss sich erst an seine neue Menschen und die neue Umgebung gewöhnen. Lass ihm Zeit!
Bei aller Liebe und auch wenn du beim Anblick des kleinen Vierbeiners Herzchen in den Augen hast und dahin schmilzt, wird es Zeiten geben, in denen du ihn am liebsten ohne Rückfahrticket auf den Mond schießen würdest. Zum Beispiel, wenn er gerade das dritte Paar deiner Lieblingsschuhe zerbissen hat.
Spätestens dann wird klar, dass man mit der Grunderziehung des Welpen beginnen sollte. Die folgenden Tipps beschränken sich auf wenige aber grundlegende Punkte, weil sie erst einmal das Wichtigste sind, was das Hundekind lernen muss.

Stubenreinheit mit deinem Welpen trainieren

Routine ist alles! Je kleiner der Hund, desto kleiner seine Blase. Die Blase eines Welpen ist dementsprechend sehr, sehr klein und eine Blasenmuskulatur zum „Anhalten“ muss sich erst im Laufe der Zeit entwickeln. Ihn also dafür zu bestrafen, wenn er ins Haus macht, bringt überhaupt nichts, außer dass er anfängt sich vor dir zu fürchten. Es liegt allein an dir, zu erkennen ob und wann der Hund nach draußen muss, um ihn dann sofort nach draußen zu bringen, und zwar möglichst immer an die gleiche Stelle, damit er seinen Geruch wiedererkennt.
Ein acht Wochen alter Welpe kann im Wachzustand normalerweise ca. eine bis eineinhalb Stunden „aushalten“. Im Alter von drei Monaten schafft er schon zwei bis drei Stunden (außer dein Welpe tobt und spielt, wacht gerade auf, hat gerade gefressen oder getrunken). Selbst erwachsene Hunde müssen sich durchschnittlich mindestens viermal am Tag lösen.

Bringe deinen Welpen immer nach draußen, wenn

  • er gerade aufgewacht ist
  • er gerade gefressen und/oder getrunken hat
  • er dich gerade fröhlich begrüßt
  • er gerade irgendwo gespielt hat und nun mit deutlichen „Suchsignalen“ woanders hin spaziert
  • er kleine Kreise zieht und auf dem Boden schnüffelt
  • er gerade wild getobt hat
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Behalte deinen Welpen immer im Blick, damit du sofort siehst, wenn er anfängt, sich einen Toilettenplatz zu suchen, nimm ihn dann hoch und trage ihn schnell nach draußen auf seinen angestammten Toilettenplatz. Gehe lieber zu oft als zu selten mit ihm nach draußen und verknüpfe sein „Geschäft“ mit einem Wort, wie „Gassimachen“ o.ä., damit er später, wenn du mal auf Reisen bist, er unkonzentriert oder nervös ist, gleich weiß, was du von ihm willst. Nach einiger Zeit hat der Welpe verstanden, dass das Haus keine Toilette ist, und wird von sich aus zur Garten- oder Haustür laufen, wenn er „mal muss“.
Wenn es im Haus ein Malheur gibt (und darauf kannst du dich ruhig schon mal gefasst machen), reinige die Unfallstelle gründlich mit einem Enzymreiniger aus dem Zoofachhandel, damit wirklich keine Gerüche zurückbleiben, die den Welpen auf den Gedanken bringen könnten, hier sei ein gemütlicher, warmer und zugfreier Toilettenplatz.

Allein bleiben geht nicht von allein

Welpen laufen einem normalerweise auf Schritt und Tritt hinterher – denn ein Welpe, der verlassen wird, würde in der Natur nicht lange überleben. Deshalb muss er auch so furchtbar laut heulen, wenn du ihn allein lässt, denn nach seinem Verständnis kann das nur ein Irrtum sein. Hunde, die zu früh allein bleiben müssen, bekommen solchen Stress, dass sie Möbel zerkauen, Tapeten von der Wand reißen und das ganze Haus verwüsten. Wenn ein Hund dieses Verhalten erst einmal zeigt, ist es sehr schwer, ihm diese tiefe Angst wieder zu nehmen und ein häufiger Grund, weshalb Hunde später wieder abgegeben werden.
Wenn man es richtig macht und dem Hund erlaubt, sich in seinem neuen Zuhause erst einmal sicher zu fühlen, bevor man ihn alleine lässt, lernt jeder Hund, dass seine Verzweiflung gar nicht nötig ist und du bald wiederkommst.
Das Alleinbleiben muss man üben, wenn er alt genug ist, um eine gewisse Gelassenheit zu wahren. Das ist gewöhnlich nicht vor der 14. oder 15. Lebenswoche.

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Fange an, indem du ihm einen Kauknochen gibst und dann, wenn er sich entspannt damit beschäftigt, den Raum zu verlassen. Wenn er vor der Tür weint, öffne die Tür erst, wenn er eine Jammer-Pause macht. Gehe ohne ihn zum Briefkasten und mache keinen Begrüßungsaufstand, wenn du wieder zur Tür hereinkommst: du warst ja nur ein paar Minuten weg!
Sobald er diese kurzen Abwesenheiten akzeptiert, verlängere die Phasen ein wenig. Gib ihm vorher ein Futterspielzeug, das du z.B. mit Hundekeksen oder etwas Frischkäse befüllst, damit dein Weggehen nicht so furchtbar wichtig ist. Schleiche dich niemals aus dem Haus, sondern verabschiede dich im immer gleichen, neutralen Tonfall. Je häufiger du übst, desto weniger wird ihm das Alleinbleiben etwas ausmachen.

Die landläufige Meinung, dass Hunde kein Zeitgefühl haben und stundenlang allein ausharren können, wenn sie auch ein halbe Stunde schaffen, stimmt übrigens nicht: Im Gegenteil wissen Hunde ja auch ganz genau, wann Fütterungszeiten sind, wann das Kind üblicherweise von der Schule kommt, etc.
Je intensiver und geduldiger du übst, desto weniger Stress ist mit dem Alleinbleiben verbunden; für beide Seiten. Zeigt dein Hund trotz intensiven Übens Stresssymptome, solltest du einen kompetenten Hundetrainer mit ins Boot holen.

Wichtiges Kommando, das Freiheit verschafft: Komm!

Das wichtigste Kommando in der Hundeerziehung ist zweifellos „Komm!“. Ein Hund, der zuverlässig zurückkommt, hat mehr Freiheit, darf ohne Leine laufen und mit anderen Hunden spielen. Deshalb solltest du alle Zeit und Sorgfalt in dieses Kommando stecken. Gehe mit deinem Welpen in ein abgeschlossenes Gelände und fange an: Rufe den Namen deines Hundes und kopple es mit dem „Komm“-Wort, das du von nun an immer hierfür verwendest, also „Fiffi komm’!“ oder „Fiffi zu mir!“, oder „Fiffi hierher!“ – wichtig ist, dass es bei diesem Wort bleibt. Und dann renne los. Der Welpe wird dir im fröhlichen Galopp folgen, denn er will dich ja keinesfalls verlieren. Bleib stehen, gehe in die Hocke, lass den Kleinen herankommen und gib ihm einen Keks zur Belohnung. Und dann wiederholst du das Ganze. Übe das „Komm!“ mit deinem Welpen 20- 30 Mal am Tag, auch im Haus, bevor du ihn fütterst, bevor du mit ihm spielst - damit es ihm wirklich zur 2. Natur wird.

Schwieriger wird es, ihn zu rufen, wenn er etwas wirklich Interessantes vor der Nase hat. Ein Hund, der erst fünf Monate alt ist, wird das nicht können, weil er Sie im Zweifelsfall gar nicht hört, wenn er gerade mit einem anderen Hund spielt und tobt. Vergeude dein Kommando also nicht, sondern hole ihn in solchen Fällen einfach. Aber wenn er alleine im Garten herumwurschtelt, rufe ihn mit verheißungsvoller, fröhlicher Stimme, und gib ihm einen Keks, sobald er da ist. Je schwieriger die Situationen, aus denen du den jungen Hund herausrufst, desto toller muss die Belohnung sein, die du ihm bietest, denn er hat ja wirklich etwas Besseres zurückgelassen, um zu dir zu kommen.

Kommando zum Unterbinden: Lass` das!

Manch schlechtes Benehmen lässt sich einfach ignorieren: Wenn dein Welpe z.B. versucht, dich anzuspringen, drehe dich weg und dem Hund den Rücken zu. Mit dem Ignorieren nimmst du ihm das weg, was er unbedingt wollte: Aufmerksamkeit.
In vielen Situationen reicht das jedoch leider nicht aus: Zerkaut Ihr Welpe gerade Ihre Lieblingsschuhe, so kann man das nicht einfach ignorieren. Daher müssen Sie ein Kommando etablieren, das den Welpen in seinem Tun unterbricht. „Lass` das“ ist dafür besser geeignet als „Nein!“, da es im Alltag nicht in so vielen unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet wird.

Beginne mit folgender Übung:

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  • Lege einen Keks auf die Handfläche und halte ihn dem Welpen hin. Möchte er den Keks nehmen, schließe schnell die Hand und sage „Lass’ das“.

  • Nach kurzer Zeit öffne die Hand erneut und wiederhole das Spiel. Meist lernen Welpen recht schnell, was „Lass’ das“ bedeutet und werden bald, wenn du die Hand öffnest, zur Seite gucken und sich vielleicht über die Nase lecken (das ist eine Art Entschuldigung – man nennt es „Beschwichtigungssignal“).

  • Warte ein bisschen und biete ihm den Keks wieder an mit dem Kommando „Nimm’ es“ (und ab jetzt gibt es Kekse NUR noch mit der Aufforderung „Nimm’ es“). Wenn dies funktioniert, steigere die Anforderung und lege einen Keks vor dir auf den Boden. Achte darauf, dass dein Hund sich nicht auf den Keks stürzt, sondern stelle dich so hin, dass du im Zweifellfall den Fuß daraufstellen kannst.

  • Wiederhole diese Übung so lange zuerst zu Hause, und schließlich unter Ablenkung draußen, bis dein Hund den Keks so lange nicht anrührt, bis du ihn mit „Nimm’ es!“ freigibst.

Das richtige Timing in der Welpenerziehung

Richtiges Timing ist das A und O in der Hundeerziehung. Bei Hunden hat man ca. 2 – 3 Sekunden Zeit, um ein erwünschtes Verhalten zu bestätigen oder einem unerwünschten Verhalten eine Grenze zu setzen. Alles was danach erfolgt, kann der Hund nicht mehr mit dem vorher gezeigten Verhalten in Verbindung bringen. Im Falle einer Belohnung ist das nicht weiter schlimm, der Hund wird sich über den „Gratis-Keks“ freuen. Wenn du ihm allerdings eine Grenze setzen willst, ist es sehr wichtig, dass der Hund versteht, was genau du nicht willst – sonst wird er dich für unberechenbar halten.

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